Autor: Aude Garnero, Intensivmedizinerin, Hôpital Sainte Musse, Toulon, Frankreich
Datum: 04.05.2021
Die High-Flow Therapie (HFT) ist eine nichtinvasive Form der Atemunterstützung, die die Intubationsrate und Sterblichkeit bei Patienten mit akutem hypoxämischem Atemversagen (AHRF) senken kann (1). Aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Infektionsrisikos für das medizinische Pflegepersonal wurde anfänglich davon abgeraten, die HFT bei COVID-19-Patienten einzusetzen (2, 3).
Wegen der hohen Morbidität und Mortalität, die mit einer frühzeitigen invasiven maschinellen Beatmung verbunden ist (
Die physiologischen Effekte der HFT bei akutem hypoxämischem Atemversagen sind bekannt, aber es liegen keine spezifischen physiologischen Daten für die COVID-19-Pneumonie vor (
Die Auswaschung des physiologischen Totraums durch das Ausspülen ausgeatmeter Luft aus den oberen Atemwegen während der Exspiration erhöht die Wirksamkeit der Beatmung. Die HFT verringert das erforderliche Minutenvolumen, um eine physiologische arterielle CO2-Konzentration zu erzielen, indem sie die Atemfrequenz und den anatomischen Totraum verringert. Dadurch bleibt die alveoläre Belüftung (Minutenvolumen minus Totraumbeatmung) stabil, während das Minutenvolumen sinkt. Die HFT verringert auch die inspiratorischen Bemühungen des Patienten und senkt die metabolische Atemarbeit. Schliesslich verbessert die HFT die Atemmechanik, d. h. die dynamische Compliance, den transpulmonalen Druck und die homogene Belüftung der Lunge, und erhöht den Patientenkomfort und die Toleranz im Vergleich zu konventionellen Sauerstoffbehandlungen.
Bei einer retrospektiven Beobachtungsstudie (
In einer multizentrischen Kohortenstudie (
Diese beiden Studien legen nahe, dass COVID-19-Patienten von der HFT profitieren können, da sie die Notwendigkeit und die Dauer einer maschinellen Beatmung senkt sowie den Aufenthalt auf der Intensivstation verkürzt, ohne dass sich das auf die Sterblichkeit im Krankenhaus auswirkt. Allerdings gibt es keine randomisierten kontrollierten Studien, die die Therapieergebnisse von HFT-Patienten mit denen mit konventioneller Sauerstofftherapie oder frühzeitiger Intubation vergleichen.
Drei Beobachtungsstudien liefern Daten zu mit HFT behandelten COVID-19-Patienten. Die Intubationsraten lagen zwischen 36 % (
Daten belegen, dass Patienten, bei denen die HFT erfolgreich war, zu Beginn der HFT eine niedrigere Atemfrequenz aufwiesen als die Patienten, die später intubiert werden mussten (
Der ROX-Index (Respiratory rate-OXygenation, Atemfrequenz-Oxygenierung) errechnet sich aus den Atemvariablen, mit denen das Atemversagen beurteilt wird, und kann daher verwendet werden, um die Notwendigkeit einer invasiven Beatmung zu prognostizieren. Er stellt das Verhältnis von SpO2/FiO2 zur Atemfrequenz dar. Bei akutem hypoxämischem Atemversagen aufgrund einer nicht durch COVID-19 bedingten Pneumonie wurden mit dem ROX-Index Patienten mit einem niedrigen Risiko für ein Versagen der HFT bei einem Cut-Off-Wert von 4,88 ermittelt, der nach 12 Stunden Behandlung mit HFT gemessen wurde (
Der Grossteil der Studien zur HFT bei COVID-19 ist entweder experimentell oder wurde an gesunden Probanden durchgeführt und gibt damit nicht das echte Leben wieder. Die Weltgesundheitsorganisation gab Prüfungen in Auftrag, um die Studienergebnisse zur Verwendung der HFT zu untersuchen. Es wurden sechs Simulationsstudien und eine Crossoverstudie an Nicht-COVID-19-Patienten ausgewertet. Die HFT erhöhte das Risiko einer Aerosoldispersion im Vergleich zu einer typischen Patientenatmung mit starker Exspiration nicht. Die Aerosolproduktion und die Partikelkonzentrationen, die bei der HFT festgestellt wurden, waren mit denen bei Einsatz von Nasenprongs, Nicht-Rebreather-Masken und spontaner Atmung vergleichbar (
Die Hälfte der Abstrichproben aus der Umgebung eines COVID-19-Patienten im Isolierraum, der mit HFT und nichtinvasiver Beatmung (NIV) behandelt wurde, waren positiv. Dagegen waren alle Luftproben negativ. Lebensfähige Viren wurden auf einem Viertel der getesteten Stellen gefunden. Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, persönliche Schutzausrüstung zu tragen (
Die Inzidenz von COVID-19-Infektionen wurde in einem US-amerikanischen Krankenhaus vor und nach der Anwendung von HFT/NIV gemessen. Die Ergebnisse belegten, dass der Einsatz der HFT bei einem COVID-19-Patienten bei Verwendung von geeigneter persönlicher Schutzausrüstung und vorsorglicher Kohortierung nicht zu einem messbaren Anstieg der COVID-19-Infektionen beim medizinischen Pflegepersonal führte (
Die BL kann bei wachen Patienten das Ventilations-Perfusions-Verhältnis verbessern und durch angemessene Sputumdrainage atelektatische Lungenareale eröffnen. Zwei beschreibende Studien meldeten Daten von COVID-19-Patienten, die mit HFT in Kombination mit BL behandelt wurden. Bei der Studie an 10 Patienten (
Bei einer prospektiven multizentrischen, angepassten Kohortenstudie (
Die HFT wirkte sich bei durch COVID-19-Pneumonie bedingtem AHRF positiv auf die Oxygenierung aus. Die Patienten, bei denen die HFT nicht erfolgreich war, wiesen eine höhere Sterblichkeitsrate auf, da sie zu Studienbeginn kränker waren. Der ROX-Index kann für die Prognose einer Intubation verwendet werden, aber der optimale Cut-Off-Wert steht noch zur Diskussion. Bei Verwendung von geeigneter persönlicher Schutzausrüstung und entsprechenden Vorsichtsmassnahmen kommt es nachweislich bei der HFT nicht zu einer erhöhten Kontamination oder Infektion des medizinischen Pflegepersonals. Der kombinierte Einsatz von HFT und BL muss noch weiter untersucht werden.
Alle Beatmungsgeräte von Hamilton Medical bieten die High-Flow Sauerstofftherapie als Standardausstattung oder als Option. Es sind keine Zusatzgeräte oder zusätzlichen Beatmungsgeräte erforderlich und die Therapie kann nach Bedarf mit der nichtinvasiven Beatmung abgewechselt werden, indem das Interface ausgetauscht oder einfach auf einen anderen Modus umgeschaltet wird. Der HAMILTON-H900 Befeuchter bietet nun auch einen speziellen Modus für die High-Flow Sauerstofftherapie mit eigenen Einstellungen, um den Einsatz der High-Flow Sauerstofftherapie bei allen Patientengruppen zu erleichtern.
Den vollständigen Quellenverweis finden Sie unten: (
Ventilators from Hamilton Medical offer high flow oxygen therapy as a standard or optional feature (
The HAMILTON-H900 humidifier now also offers a special high flow oxygen therapy mode with dedicated settings to support high flow oxygen therapy for all patient groups.
Full citations below: (
Unser eBook zur Therapie mit High-Flow Nasenkanüle gibt Ihnen einen Überblick über die Funktionsprinzipien und klinischen Vorteile. Ausserdem enthält es praktische Hinweise zur Auswahl des richtigen Patienten-Interface, zum Anpassen der Einstellungen und zur Überwachung der Patienten.